Bericht über den Geschäfts­verlauf und die wirtschaftliche Lage

Bericht über den Geschäfts­verlauf und die wirtschaftliche Lage

EUROPA/EU

In Europa entwickelte sich die Wirtschaft im gesamten Geschäftsjahr 2024/25 äußerst verhalten. Das marginal positive Wachstum wurde vor allem durch den privaten Konsum und den Dienstleistungssektor getrieben. Die Bauindustrie stagnierte auf niedrigem Niveau und auch die Industrieproduktion verzeichnete in der gesamten Berichtsperiode negative Wachstumszahlen. Besonders stark von der konjunkturellen Schwäche war Deutschland betroffen. Nach dem Sommer 2024 vermeldeten zahlreiche namhafte europäische Industrieunternehmen Gewinnwarnungen und revidierten ihre Ergebnisprognosen nach unten. Dadurch trübte sich das ökonomische Sentiment fortlaufend ein.

Zu weiteren Unsicherheiten für die europäische Wirtschaftsentwicklung führte im Herbst 2024 die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA und die darauffolgende Einführung von Zöllen gegen Handelspartner.

Die Anpassung an die neue geopolitische Lage mündete zudem in einer Intensivierung der europäischen Sicherheitspolitik. So wurde in Deutschland im letzten Geschäftsquartal 2024/25 nach den Bundestagswahlen eine fiskalpolitische Wende eingeleitet und damit neuer finanzieller Spielraum für ein umfangreiches Konjunkturpaket im Bereich Infrastruktur und Verteidigung geschaffen. Der im Februar 2025 beschlossene Clean Industrial Deal stellte eine Abkehr von der restriktiven und investitionshemmenden Regulatorik in Aussicht, welche die Wettbewerbsfähigkeit und das Wirtschaftswachstum im EU-Raum zunehmend belastet.

Im Zuge dieser Entwicklungen drehten sich die wirtschaftlichen Stimmungsindikatoren in Europa zu Ende der Berichtsperiode nach einem insgesamt schwierigen Geschäftsjahr 2024/25 in den positiven Bereich.

Die Inflation in der Eurozone bewegte sich infolge der schwachen Wirtschaftsentwicklung stetig in Richtung des Zielkorridors von 2 %. Demgemäß begann die Europäische Zentralbank (EZB) bereits im 1. Geschäftsquartal die Leitzinsen zu senken, die am Ende der Berichtsperiode bei 2,5 % lagen.

Für die voestalpine präsentierte sich Europa im Geschäftsjahr 2024/25 als durchwegs schwieriger Markt. Die Nachfrage aus den Segmenten Bau, Maschinenbau und Konsumgüter entwickelte sich über die gesamte Berichtsperiode sehr verhalten. Im Verlauf des Geschäftsjahres schwächte sich zudem der Bedarf der Automobilindustrie weiter ab. Das voestalpine-Management setzte frühzeitig Maßnahmen durch Portfolio-Optimierungen wie den Verkauf des deutschen Werks Buderus Edelstahl sowie eine breit angelegte Reorganisation des europäischen Automotive Components-Bereichs. Demgegenüber stand eine sehr gute Marktdynamik in den Segmenten Eisenbahninfrastruktur, Luftfahrt und Lagertechnik.

NORDAMERIKA/USA

In Nordamerika präsentierte sich die Wirtschaftsentwicklung über weite Strecken des Geschäftsjahres 2024/25 positiv. Die gute ökonomische Lage wurde vor allem vom hohen privaten Konsum getragen, der auch durch die anhaltend hohe Beschäftigung gestützt wurde. Während die Investitionstätigkeit vor allem im Bereich Informationstechnologie und der dazugehörigen Infrastruktur hoch war, präsentierte sich die Industrieproduktion über weite Strecken der Periode eher verhalten. Gegen Ende des Geschäftsjahres 2024/25 machte sich Unsicherheit aufgrund der Zollpolitik der neuen US-Administration in Nordamerika breit.

Die Inflation entspannte sich im Verlauf des Geschäftsjahres 2024/25, konnte aber noch nicht den Zielkorridor von 2 % erreichen. Die US-amerikanische Zentralbank Fed (Federal Reserve) begann im September 2024 mit dem Zinssenkungszyklus und reduzierte die Leitzinsen bis zum Ende des Geschäftsjahres 2024/25 auf eine Zinsspanne von 4,25 % bis 4,50 %.

Für den voestalpine-Konzern stellte sich Nordamerika im Geschäftsjahr 2024/25 als durchwegs zufriedenstellender Markt dar. Zwar zeigte sich der Bedarf im Investitionsgüterbereich gedämpft und auch die Investitionen in die Öl- und Gasexploration ließen im Zuge des gesunkenen Ölpreises im Verlauf des Berichtszeitraums nach. Demgegenüber fanden die Bereiche Eisenbahninfrastruktur, Lagertechnik sowie Tubes & Sections aber über das gesamte Geschäftsjahr hinweg eine stabil gute Nachfrage vor.

Zu Ende des Geschäftsjahres wurden auf Stahl- und Aluminiumimporte in die USA Zölle in Höhe von 25 % erlassen.

BRASILIEN/SÜDAMERIKA

Die Wirtschaftsentwicklung in Brasilien, dem wichtigsten Markt für die voestalpine am südamerikanischen Kontinent, war im Geschäftsjahr 2024/25 zweigeteilt. In der 1. Hälfte der Berichtsperiode bestimmte ein positiver Wachstumstrend das Wirtschaftsgeschehen. Hohe Beschäftigung und steigende Löhne sorgten für hohe private Konsumausgaben und eine gute Dynamik des Dienstleistungssektors. Der Agrarsektor, ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Brasilien, litt in den Sommermonaten unter den heftigen Regenfällen und Überflutungen im südlichsten Bundesstaat Rio Grande do Sul. Auch die Industrieproduktion verlief über weite Strecken des Geschäftsjahres eher gedämpft und trübte sich gegen Ende der Berichtsperiode weiter ein. Neben der stagnierenden Nachfrage waren viele Industriebetriebe mit gestiegenen Importen, vor allem aus China, konfrontiert. Aufgrund der deutlich gestiegenen Inflationserwartung erhöhte die brasilianische Zentralbank BCB (Banco Central do Brasil) im Dezember 2024 den Leitzins auf 12,25 %, was den zinssensitiven Investitionsbereich zusätzlich unter Druck brachte.

Die brasilianischen voestalpine-Standorte präsentierten sich im Geschäftsjahr 2024/25 weitgehend zufriedenstellend. Vor allem die Bereiche Eisenbahninfrastruktur sowie Tubes & Sections performten über die gesamte Berichtsperiode hinweg auf gutem Niveau. Das brasilianische voestalpine-Spezialstahlwerk Villares Metals war im 2. Halbjahr mit einem zunehmend schwierigen Umfeld, geprägt von nachlassender Nachfrage und gestiegenem Wettbewerb durch Importe, konfrontiert.

CHINA/ASIEN

Das strategische Ziel der chinesischen Zentralregierung eines Wirtschaftswachstums von 5 % konnte im Geschäftsjahr 2024/25 weitgehend erreicht werden. Damit präsentiert sich China weiterhin als stark wachsende Wirtschaftsregion, wenngleich die Entwicklung in den einzelnen Sektoren in dieser Berichtsperiode höchst unterschiedlich verlief.

Insbesondere die Bauindustrie stagnierte auf sehr niedrigem Niveau – eine direkte Folge der anhaltend ungelösten Immobilienkrise in China. Zwar initiierte die Zentralregierung wiederholt Unterstützungs- und Belebungsmaßnahmen für diesen Sektor, der große Überhang an angebotenen Immobilien im Vergleich zur Nachfrage führte aber bis dato zu keiner signifikanten Belebung.

In weiterer Folge blieb auch der private Konsum aufgrund der sinkenden Immobilienpreise und des stagnierenden Reallohnwachstums verhalten.

Die Industrieproduktion entwickelte sich demgegenüber sehr zufriedenstellend. Zusätzliche Incentive-Maßnahmen für Branchen wie Automobil, Haushaltsgeräte und elektronische Konsumgüter stärkten im 2. Halbjahr auch die Inlandsnachfrage. Die Exporte verblieben über das gesamte Geschäftsjahr 2024/25 auf hohem Niveau.

Auf die von der US-Administration kurz nach Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres angekündigten Zölle antwortete China seinerseits mit Gegenzöllen, was in weiterer Folge zu einer Zoll-Spirale führte. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt konnten zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts letztlich eine Einigung über ein maßvolles Zollregime auf beiden Seiten erzielen, welche vorerst für 90 Tage Gültigkeit erlangte.

Die chinesischen voestalpine-Standorte konnten in der aktuellen Berichtsperiode von der hohen Industrieproduktion profitieren. Sowohl die dortige Automobilindustrie als auch die Konsumgüterindustrie wiesen im Geschäftsjahr 2024/25 einen wachsenden Bedarf an hochqualitativen Werkzeugstählen der voestalpine auf. Nach einem sehr guten 1. Halbjahr sahen sich die chinesischen voestalpine Automotive Components-Werke gegen Ende der Berichtsperiode mit rückläufigen Kundenabrufen und einer sinkenden Absatzmenge konfrontiert. Der chinesische Markt für Eisenbahninfrastruktur entwickelte sich nach Jahren des Aufbaus modernster Streckennetze zu einem saturierten Markt, in dem Ersatz- und Instandhaltung die maßgebenden Bedarfe generieren.

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