langsam aber doch scheint die Weltkonjunktur auf wieder breiterer Basis Fahrt auf zunehmen. Die Hoffnung, dass nach der erwarteten, aber letztlich weitgehend ausgebliebenen Konjunkturbelebung der Jahre 2012 und 2013 die globale Wirtschaft heuer tatsächlich erstmals seit Längerem wieder spürbar positive Wachstumsraten ausweist, hat sich in den letzten Monaten zunehmend verstärkt. Während die USA und wohl auch China in nächster Zeit einen alles in allem gut abgesicherten wirtschaftlichen Wachstumskurs fahren sollten, stehen in zwei wichtigen Wirtschaftsregionen dieser Welt im Zusammenhang mit einer Belebung der Wirtschaft vorab noch zentrale politische Entscheidungen an: zum einen in Europa die Installierung des neu gewählten EU-Parlaments sowie die Bildung einer neuen EU-Kommission und in Indien die Etablierung einer neuen Regierung, deren Repräsentanten offensichtlich eine deutlich stärkere Dynamik als bisher in der Politik des Landes vorschwebt. Aber selbst wenn diese Entscheidungen zu neuem Schwung auch in diesen beiden Regionen führen, bleibt noch eine Vielzahl potenzieller Hindernisse für eine globale Erholung: Brasilien tut sich trotz Fußballweltmeisterschaft 2014 und Olympischen Spielen 2016 schwer, diese Events für einen Aufbruch nicht nur politischer und wirtschaftlicher, sondern auch emotional-kultureller Art zu nutzen und damit dem Land frischen Wind zu verleihen. Der – in seinen politischen und wirtschaftlichen Dimensionen – weit über die beiden Anlassländer hinausgehende russisch-ukrainische Konflikt droht nicht nur die unmittelbaren Nachbarländer, sondern auch andere Teile Europas in Mitleidenschaft zu ziehen, genauso wie die seit Längerem schwelenden Auseinandersetzungen in der Türkei, Syrien, Ägypten und einer Reihe weiterer nordafrikanischer Länder, ganz abgesehen von einer Vielzahl lokaler Konflikte mit erheblichem Gefahrenpotenzial.
Es bleibt jedenfalls auf der politischen Ebene noch sehr viel zu tun, um einem breiten wirtschaftlichen Aufschwung endgültig den Weg zu ebnen. Und was bedeutet das für Europa, wie hat sich der „alte“ Kontinent aufzustellen, um den Anschluss an die Zukunft nicht endgültig zu verlieren? Inhaltlich liegen die Probleme seit Jahren auf der Hand:
- Im globalen Vergleich überteuerte staatliche Verwaltungsapparate, deren Blütezeit zum Teil vor 100 Jahren und mehr lag und die damit aber längst nicht mehr den Anforderungen zeitgemäßer Staatsorganisationen entsprechen.
- Die Gefahr einer unzureichenden Versorgung mit leistbarer Energie erfordert die Bündelung der Kräfte auf europäischer Ebene, verbunden mit einem langfristig orientierten gemeinsamen Masterplan, der auch einen zukunftsorientierten Energiesplit und ein tragfähiges Versorgungsnetz in ganz Europa vorsieht.
- Die fehlende Breite und Tiefe einer der modernen Gesellschaft entsprechenden Bildungs- und Innovationspolitik, wodurch Europa endgültig den Anschluss an die heute führenden Wirtschaftsregionen zu verlieren droht.
- Ein Klimaschutz, der durchaus ambitioniert sein sollte, aber die notwendigen technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht von vornherein ignoriert.
- Und schließlich braucht Europa politische Entscheidungsträger, die wieder Aufbruch und Zuversicht und nicht überbordende Bürokratie und Regelungswut zu ihrem Credo machen. Was wir brauchen, sind wieder Menschen, die an die Zukunft Europas und seiner Jugend glauben und auch danach handeln, die nicht vor lauter Taktieren am Ende des Tages ihre eigene Position nicht mehr kennen, sondern eine verständliche und klare gemeinsame Richtung vorgeben. Andere Länder machen uns hinreichend vor, wie es geht, wir brauchen nur den Mut, die Zuversicht und den Glauben an die Zukunft, dass ihnen Europa in nichts nachsteht.
In Bezug auf unser Unternehmen bleibt uns abschließend nur die Feststellung, dass wir in den letzten zwölf Jahren mit größter Konsequenz unsere Zukunft in die Hand genommen und aus einem klassischen Stahlunternehmen einen zukunftsorientierten Technologie- und Industriegüterkonzern entwickelt haben. Unabhängig davon, was am Ende des Tages rund um uns politisch passiert, werden wir unseren erfolgreichen Weg konsequent fortsetzen und den voestalpine-Konzern in eine sichere Zukunft führen.
Linz, 26. Mai 2014
Der Vorstand
Wolfgang
Eder
Herbert
Eibensteiner
Franz
Kainersdorfer
Robert
Ottel
Franz
Rotter