Effizienz- und Kostenoptimierungsprogramm 2014–2016
Die generellen Herausforderungen an europäische Industrieunternehmen wie anhaltende Unsicherheiten auf makroökonomischer Ebene, volatiles Abnehmerverhalten, vielfach unsichere politische Rahmenbedingungen sowie permanente Personal- und Energiekostensteigerungen werden speziell in der Stahlindustrie durch strukturelle Überkapazitäten und dadurch hohe Wettbewerbsintensität mit starkem Preisdruck noch zusätzlich verschärft.
In diesem Umfeld ist neben einer klaren strategischen Ausrichtung eine schlanke Kostenstruktur unerlässlich. Um die durch konsequente langjährige Arbeit erreichte solide Wettbewerbsposition und damit letztlich die Existenz des voestalpine-Konzerns langfristig abzusichern, hat der Vorstand im Frühjahr 2014 die Umsetzung eines konzernalen Kostenoptimierungs- und Effizienzsteigerungsprogramms im Umfang von 900 Mio. EUR – zu erreichen über drei Jahre – verabschiedet.
Die Schwerpunkte des Programms liegen neben weiteren Optimierungen in den Bereichen Logistik, Instandhaltung und Energieeffizienz, vor allem auch im Bereich des Einkaufs – und zwar sowohl auf der Rohstoffseite als auch im generellen Einkauf –, aber auch in der Erschließung neuer Marktregionen sowie neuen Organisationsmodellen in einer Reihe von Geschäftsbereichen (einschließlich der gesamten Steel Division), in der kompromisslosen Hebung von konzernalen Synergien und nicht zuletzt in der beschleunigten Restrukturierung nicht (ausreichend) performender Standorte.
Schließung TSTG Schienen Technik GmbH & Co KG
Der Vorstand der voestalpine AG hat im März 2012 den Beschluss gefasst, die Schienenproduktion der TSTG Schienen Technik GmbH & Co KG in Duisburg einzustellen. Die in der Folge mit dem Betriebsrat geführten Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan für die verbliebenen rund 350 Mitarbeiter wurden im Mai 2013 positiv beendet. Die Schließung der Gesellschaft erfolgte wie geplant im 4. Kalenderquartal 2013 und mit 1. Jänner 2014 wurden die verbliebenen Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft überstellt. Mit dem Abbau der Anlagen und der Auslieferung des Restschienenbestandes zu Beginn des Geschäftsjahres 2014/15 sind alle Aktivitäten im Zusammenhang mit der Schließung der TSTG Schienen Technik GmbH & Co KG nunmehr zur Gänze abgeschlossen.
(Investition in) Direktreduktionsanlage in Texas, USA
Am 23. April 2014 erfolgte der Spatenstich für die Errichtung der neuen Direktreduktionsanlage des Konzerns in Texas, USA. Das Werk wird nach einer knapp zweijährigen Bauphase im Vollbetrieb jährlich 2 Mio. Tonnen „Eisenschwamm“, in der Fachsprache DRI oder HBI – für „Direct Reduced Iron“ bzw. „Hot Briquetted Iron“ – genannt, erzeugen. Dieses HBI wird zum Teil an den bestehenden Standorten in Österreich im klassischen Stahlerzeugungsprozess über die Hochofenroute eingesetzt und optimiert dort den Rohstoff-Einsatzmix, was die Produktionskosten deutlich senken wird. Damit wird die Konkurrenzfähigkeit der bestehenden Standorte in Europa langfristig abgesichert. Auf der anderen Seite eröffnet das neue Werk in Corpus Christi, Texas, das mit einer Investitionssumme von 550 Mio. EUR die bislang größte Auslandsinvestition des voestalpine-Konzerns darstellt, neue Wachstumsoptionen im amerikanischen Wirtschaftsraum. Allein in Nordamerika verfügt der voestalpine-Konzern bereits heute über 68 Unternehmen und erwirtschaftet mit deren rund 2.500 Mitarbeitern einen jährlichen Umsatz von etwa 1 Mrd. EUR, vornehmlich in den Bereichen Automotive, Edelstahl, Energie und Luftfahrt.
Die Direktreduktionsanlage in Texas wird 150 Arbeitsplätze schaffen und auf der Umweltseite dem Konzern insgesamt zu einer weiter verbesserten CO2-Bilanz sowie einer neuerlich gesteigerten Energieeffizienz verhelfen. Ausschlaggebend dafür ist die Verwendung von Erdgas zur Reduktion des Eisens aus Erz bzw. Pellets, welches im Vergleich zur klassischen Hochofenroute, die Koks als Reduktionsmittel verwendet, deutlich weniger CO2-Ausstoß verursacht. Damit macht der Konzern einen weiteren Schritt in Richtung Absicherung seiner führenden Position in Bezug auf Umwelt- und Energieeffizienz. Das Projekt liegt zum Beginn des Geschäftsjahres 2014/15 sowohl zeitlich als auch kostenmäßig exakt auf Plan.
Kartellverfahren Bahnoberbaumaterial
Nachdem im Juli 2012 das deutsche Bundeskartellamt im Kartellverfahren betreffend Eisenbahn-Oberbaumaterial Bußgelder wegen wettbewerbswidriger Absprachen zulasten der Deutschen Bahn gegen vier Hersteller und Lieferanten von Schienen verhängte, wurde das Bußgeldverfahren im Zusammenhang mit dem sogenannten Schienenkartell mit der Entscheidung zum Teilkomplex „Privatmarkt“ im Juli 2013 abgeschlossen. Das Kapitel „Privatmarkt“ umfasst die Lieferungen von Schienen und Bahnoberbaumaterial an kommunale Verkehrsbetriebe sowie an Industriekunden und Bauunternehmen. In diesem Teilkomplex wurde gegen die voestalpine-Gruppe ein Bußgeld in Höhe von 6,4 Mio. EUR verhängt. Insgesamt entfielen damit im Rahmen des Bußgeldverfahrens 14,9 Mio. EUR auf voestalpine-Gesellschaften. Im Übrigen wurde in beiden Verfahren der Kronzeugenstatus für den weitaus überwiegenden Teil bestätigt.
Im Hinblick auf Schadenersatzforderungen der Kunden für vom Kartell umfasste Lieferungen wurden entsprechende Vereinbarungen sowohl für direkte als auch für indirekte Schienenlieferungen an die Deutsche Bahn abgeschlossen, womit nur mehr Schadenersatzansprüche für Lieferungen an kommunale Verkehrsbetriebe und den sonstigen Privatmarkt offen sind. Aufgrund der hohen Anzahl involvierter Unternehmen ist der Zeitraum für deren vollständige Abwicklung derzeit noch nicht abschätzbar.
Die für den Themenkomplex Kartellverfahren sowie für die Schließung der TSTG Schienen Technik GmbH & Co KG im Jahresabschluss 2012/13 gebildete Rückstellung in Höhe von insgesamt 204,4 Mio. EUR wurde im Geschäftsjahr 2013/14 im Wesentlichen um die Schadenersatzzahlungen für direkte und indirekte Schienenlieferungen an die Deutsche Bahn sowie um die Zahlungen im Rahmen der Schließung der TSTG Schienen Technik GmbH & Co KG reduziert. Die insgesamt verbleibende Rückstellung wurde im Geschäftsjahr 2013/14 an die aktuelle Einschätzung angepasst, wodurch sich ein einmaliger Ertrag (Saldo aus Auflösung und Zuführung) von 8,1 Mio. EUR ergeben hat; sie beträgt zum 31. März 2014 76,4 Mio. EUR.