Die umweltspezifischen Investitionen des voestalpine-Konzerns beliefen sich im Geschäftsjahr 2011/12 auf rund 32 Mio. EUR1 und lagen damit deutlich über dem Vorjahreswert von 20 Mio. EUR. Auch der laufende Aufwand für den Betrieb und die Erhaltung von Umweltschutzanlagen überstieg mit 212 Mio. EUR den Vergleichswert des vergangenen Jahres (194 Mio. EUR). Insgesamt wendete der voestalpine-Konzern somit im Geschäftsjahr 2011/12 rund 244 Mio. EUR (2010/11: 214 Mio. EUR) für direkt umweltbezogene Maßnahmen (einschließlich rund 10 Mio. EUR für CO2-Zertifikate) auf.
Schwerpunkte der Umweltmaßnahmen im Geschäftsjahr 2011/12
Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde konzernweit erneut eine Reihe umweltrelevanter Aktivitäten umgesetzt. Die Schwerpunkte lagen dabei in den Bereichen Energie- und Rohstoffeffizienz, Luft- und Wasseremissionen sowie Abfallvermeidung und -wiederverwertung.
Die Umweltmaßnahmen am Konzernstandort Linz (Steel Division) betrafen insbesondere die Verbesserung der Kokereigasgewinnung zur Verwertung im integrierten Hüttenwerk, die Verringerung gefährlicher Abfälle im Bereich der Sinteranlage um rund ein Drittel sowie neue Vorhaben zur Optimierung der Wasserwirtschaft und zur weiteren Reduktion von Staubemissionen im gesamten Produktionsprozess. Darüber hinaus wurde in der Gießerei eine deutliche Verringerung der Abfälle bei gleichzeitiger Erhöhung der Rohstoffeffzienz erreicht. Mit dem Einbau einer zweiten Trennstufe bei der bestehenden Alt-Chromitsandtrennanlage wird der Verbrauch von Neusand künftig um bis zu 10 % gesenkt.
Am schwedischen Produktionsstandort Hagfors der Special Steel Division (bis 31. März 2012 Division Edelstahl) wurde mit dem Umstieg von Erdöl und Flüssiggas auf das umweltfreundlichere Erdgas als Energieträger eine substanzielle Verminderung spezifischer Emissionen (Stickstoffoxide, Schwefeldioxid und Staub) erzielt. Unter einer Reihe von weiteren Optimierungsmaßnahmen ist der Umbau eines Ofens auf die neue regenerative Brennertechnologie, verbunden sowohl mit ökologischen als auch ökonomischen Vorteilen, hervorzuheben. An den Divisionsstandorten Kapfenberg (Österreich) und Villares (Brasilien) standen umfangreiche Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs in der Produktion im Vordergrund.
In der Metal Engineering Division (bis 31. März 2012 Division Bahnsysteme) wird am österreichischen Standort Zeltweg durch den Einsatz eines neuen Filterkonzepts die Abluft zahlreicher Schweiß- und Schleifprozesse gereinigt und kann dadurch während der Heizsaison in die Hallen rückgeführt werden. Insgesamt können durch die bis zu 100.000 m³/h rückgeführte Luft jährlich ca. 1.100 MWh Heizwärme gespart werden. Der Standort Zeltweg wird damit überwiegend mit Fernwärme aus Biomasse und Abwärmenutzung (das heißt weitgehend CO2-neutral) beheizt.
Auch in den Geschäftsbereichen Stahl und Schweißtechnik der Metal Engineering Division wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr weitere Maßnahmen zur Emissionsreduktion gesetzt.
Auch in den Gesellschaften der nunmehrigen Metal Forming Division stellen die weitere Erhöhung der Energieeffizienz und Luftreinhaltungsmaßnahmen einen permanenten operativen Schwerpunkt dar. Darüber hinaus erfolgen dort auch über die Produktentwicklung immer wieder wesentliche Beiträge zur nachhaltigen Optimierung des Ressourceneinsatzes. So wurden etwa am britischen Standort Birmingham neuartige Profile für modulare Systeme entwickelt, deren Vorteile vor allem in einer erheblichen Gewichtsreduktion im Vergleich zum bisher verwendeten Standard und in einer rund 10%igen Einsparung der Materialbeschichtung liegen.
Umweltpolitische Schwerpunkte
Der von der Europäischen Kommission im Dezember 2010 erstellte Entwurf des Zuteilungsmechanismus für CO2-Emissionszertifikate, der für den Zeitraum von 2013 bis 2020 gilt und EU-weit einheitliche Benchmark-Werte festlegt, wurde nach Beschlussfassung durch den EU-Ministerrat und das Europäische Parlament am 17. Mai 2011 veröffentlicht. In der Folge ist auch die nationale Umsetzung in Österreich durch eine Verordnung des Umweltministers erfolgt. Der festgelegte Zuteilungsmechanismus wurde jedoch vom europäischen Stahlverband EUROFER und einer Reihe von Mitgliedsunternehmen, darunter der voestalpine AG, angefochten. Die entsprechenden Klagen, die im Juli 2011 beim EU-Gerichtshof eingebracht wurden, sind insbesondere gegen die mit den heutigen technischen Möglichkeiten nicht erreichbaren spezifischen CO2-Emissionsvorgaben gerichtet.
Das langfristig wohl auf europäischer Ebene bedeutsamste und im Hinblick auf die Zukunft der energieintensiven Industrien in Europa bedeutendste Thema stellen die von der EU-Kommission skizzierten „Roadmaps 2050“ dar. Diese sehen bis 2050 eine weitgehend kohlenstofffreie Energieerzeugung und Realwirtschaft in Europa vor. Die konkrete Festlegung der Reduktionspfade zur Erreichung dieses Ziels sowie die Beurteilung auf Branchenebene stehen noch aus. Der europäische Stahlverband EUROFER bringt sich in die diesbezüglichen Diskussionen entsprechend ein, wobei vor allem weitere preistreibende Eingriffe in den bestehenden EU-Zertifikatehandel und eine neuerliche drastische Verschärfung der Emissionsreduktionsziele im Gefolge der „Roadmap“-Diskussionen verhindert werden sollen. Im voestalpine-Konzern werden derzeit die Zielsetzungen und Risiken im Detail evaluiert, aber auch auf mögliche langfristige Chancen und Potenziale im Hinblick auf die strategische Positionierung des Konzerns (etwa in Bezug auf neue, innovative Werkstoffe und Technologien) untersucht.
In Bezug auf die bereits in den bisherigen Veröffentlichungen ausführlich behandelten Themenbereiche Post-Kyoto/Weltklimakonferenz 2011, Life Cycle Assessment, REACH (Verordnung zur Registrierung, Evaluierung, Autorisierung und Beschränkung von Chemikalien) und Industrieemissionsrichtlinie (IERL) 2010/75/EU wird auf Grund des im Wesentlichen unveränderten Standes auf die letzten drei Aktionärsbriefe zum Geschäftsjahr 2011/12 verwiesen.
1 Basis: österreichische Konzernstandorte, da hier der weitaus größte Teil der umweltsensiblen Emissionen des Konzerns anfällt.