Die globale Wirtschaftsentwicklung war bis zum 3. Kalenderquartal 2011 überwiegend noch von einem breiten Aufwärtstrend geprägt. Ausgenommen davon blieben nur die krisengeschüttelten Länder Südeuropas sowie die im politischen Umbruch befindlichen Staaten Nordafrikas und von Teilen des Nahen und Mittleren Ostens. Gegen Ende des Jahres setzte dann allerdings eine differenzierte Entwicklung ein: Während sich Nordamerika sowie die Märkte in Nord- und Westeuropa weiterhin relativ stabil entwickelten, begann sich die Lage im übrigen Europa – insbesondere in den südlichen Ländern – zunehmend zu verschärfen; gleichzeitig verstärkten sich Zweifel an der Nachhaltigkeit des Aufschwungs in China, aber auch in wichtigen Ländern Südamerikas.
Rezessive Tendenzen in Europa als Folge einer weiteren Eskalation der Schuldenkrise vor allem in Griechenland und in Spanien sowie eine verstärkte Volatilität der chinesischen und brasilianischen Wirtschaftsentwicklung führten ab dem 4. Kalenderquartal zu zunehmender Unsicherheit über die weitere Erholung der globalen Märkte. Daran können auch vergleichsweise günstige US-Wirtschaftsdaten und eine nach den Katastrophenereignissen vom März 2011 schneller als erwartet verlaufende Erholung der japanischen Volkswirtschaft nichts ändern. Zunehmende Nervosität der Kapitalmärkte sowie anhaltende Zweifel an der Krisenresistenz der Finanzmärkte tragen zur Jahresmitte 2012 ebenfalls nicht dazu bei, das Vertrauen in eine positive Wirtschaftsentwicklung im weiteren Jahresverlauf zu stärken.
Die schwierigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen hinterlassen vor allem in Europa zuletzt in steigendem Ausmaß auch Spuren in der Realwirtschaft. Neben der seit den Krisenjahren 2008 und 2009 immer noch nicht wieder zu alter Stärke zurückgekehrten Bau- und Bauzulieferindustrie leiden inzwischen auch erhebliche Teile der Automobilindustrie sowie des Energiesektors unter einer zunehmenden Nachfrageschwäche, die auch durch eine weiterhin zufriedenstellende Entwicklung im Maschinenbau, der Luftfahrt und der Eisenbahninfrastruktur nicht kompensiert werden kann.
Ganz spezifische Herausforderungen zeichnen sich in diesem Umfeld für die europäische Stahlindustrie, insbesondere den Flachstahlbereich, ab: Die durch strukturelle Überkapazitäten gekennzeichnete Branche ist weit von der zu Jahresbeginn 2012 erhofften Erholung bis zum Sommer oder gar einem selbsttragenden Aufschwung im Jahresverlauf entfernt. Die massive Unterauslastung in Europa führt vor allem im Bereich der Massenstähle in Verbindung mit stark volatilen, tendenziell jedoch sinkenden Rohstoffpreisen zu wertvernichtenden Preiskämpfen.
Vor diesem Hintergrund erweist sich einmal mehr die konsequente „downstream“-Strategie des voestalpine-Konzerns in Verbindung mit dem Anspruch auf Technologie- und Qualitätsführerschaft als Schlüssel zur Differenzierung: Die heute für zwei Drittel des Konzernumsatzes verantwortlichen drei Verarbeitungsdivisionen kompensieren mit ihrer seit mehreren Quartalen weitgehend stabilen Ergebnisentwicklung in hohem Ausmaß die Volatilität der Steel Division. Sie werden damit immer mehr ergebnisbestimmend und geben den Weg vom Stahl- zum Verarbeitungs- und Technologiekonzern vor. In ergebnismäßiger Hinsicht bedeutet dies, dass für das Geschäftsjahr 2012/13 trotz des schwierigen Umfeldes im Stahlbereich auf Grund der „downstream“-Stärke des Konzerns aus heutiger Sicht wieder ein operatives Ergebnis in etwa auf dem Niveau des abgelaufenen Jahres möglich sein sollte. Letztlich wird die Entwicklung im weiteren Jahresverlauf aber durch die schon hinlänglich bekannten makroökonomischen Themen Schuldenkrise, Kapitalmarktvolatilität und Finanzmarktskepsis sowie das Wachstumstempo der Schwellenländer bestimmt bleiben.