Entwicklung der Umweltaufwendungen
Mio. EUR
1 Erstmals wurde im GJ 2015/16 zusätzlich zu den emissionsintensiven österreichischen Konzernstandorten auch eine Reihe weiterer, vorwiegend internationaler Produktionsgesellschaften erfasst. Auf Basis der bisher erfassten österreichischen Standorte haben sich die umweltrelevanten Investitionen um 5 Mio. EUR von 43 Mio. EUR 2014/15 auf 47 Mio. EUR 2015/16 erhöht.
Umweltaufwendungen
Im Geschäftsjahr 2015/16 wurde das Umweltdatenmanagement signifikant erweitert. Zusätzlich zu den bisher ausgewiesenen, ausschließlich emissionsintensiven österreichischen Konzernstandorten wurde erstmals auch eine Reihe weiterer, vorwiegend internationaler Produktionsgesellschaften mit ihren in Betrieb befindlichen Anlagen erfasst. Die umweltrelevanten Investitionen haben sich daher gegenüber dem Vorjahr von 43 Mio. EUR auf 55 Mio. EUR erhöht, wobei aber auch bei den schon bisher erfassten österreichischen Standorten ein leichter Anstieg um 5 Mio. EUR auf 47 Mio. EUR zu verzeichnen war. Die laufenden Betriebsaufwendungen für Umweltanlagen stiegen ebenfalls aufgrund der Erweiterung des Berichtskreises von 222 Mio. EUR auf 237 Mio. EUR, wohingegen die österreichischen Standorte auf dem hohen Niveau des Vorjahres geblieben sind.
Umweltprojekte – Highlights
Mit dem Inkrafttreten des österreichischen Energieeffizienzgesetzes (EEffG) zu Jahresbeginn 2016 müssen Energieversorger ihre Einsparungen durch verbraucherseitige Maßnahmenverpflichtungen nachweisen. Der voestalpine-Konzern ist diesen Erfordernissen an seinen österreichischen Konzernstandorten fristgerecht und uneingeschränkt nachgekommen. Administrative Erleichterungen im Zusammenhang mit der Umsetzung des Gesetzes sollten jedoch in der in Diskussion stehenden Novellierung berücksichtigt werden.
Von der laufenden Umsetzung der EU-Industrieemissionsrichtlinie ist eine Reihe von Konzernstandorten betroffen. So unterliegen etwa IPCC-(Integrated Pollution Prevention and Control-)Anlagen periodischen Umweltinspektionen. Bei den bisher durchgeführten Überprüfungen betroffener Aggregate wurden keine wesentlichen Mängel festgestellt. Darüber hinaus wird in der Richtlinie der jeweils gültige Stand der Technik von Verfahren, Einrichtungen und Betriebsweisen geregelt. Er wird periodisch in den „BREFs“-(Best Reference Documents-) bzw. BAT-(Best Available Techniques-)Schlussfolgerungen festgelegt. Die voestalpine erfüllt bereits heute die erst ab dem Kalenderjahr 2017 geltenden neuen Standards, sodass sich daraus keine wesentlichen Anpassungserfordernisse ergeben.
Einen zentralen, langfristig bedeutsamen Nachhaltigkeitsschwerpunkt bilden eine Reihe konzernübergreifender Aktivitäten zum Life Cycle Assessment (LCA). Darunter wird die umfassende ökologische Produkt- und Prozessbewertung von Werkstoffen über ihre gesamte Produktions- und Nutzungsphase bis einschließlich Wiederverwertung verstanden. Neben der Mitwirkung an der konkreten Ausgestaltung objektivierbarer und praxisorientierter Regulative, Normen und Standards auf europäischer und internationaler Ebene wird derzeit eine Reihe konkreter LCA-Projekte mit ausgewählten Kunden, etwa aus der Automobil- und der Bauindustrie, durchgeführt.
In der Steel Division wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr im Rahmen ihres anspruchsvollen Umweltprogramms eine Vielzahl zusätzlicher Anlagenoptimierungen zur weiteren Senkung von Emissionen (etwa durch verringerten Einsatz von Reduktionsmitteln) und zur nochmaligen Verbesserung der Energieeffizienz (u. a. auch durch Schwerpunktmaßnahmen in den Bereichen Transport und Logistik) vorgenommen.
Um die hohen ökologischen Konzernmaßstäbe auch außerhalb Europas konsequent zu implementieren, wird am neuen Standort Corpus Christi, Texas, USA, aktuell ein Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 eingeführt. Die neue Direktreduktionsanlage gilt auch in anlagentechnischer Sicht als Umweltbenchmark. Neben der Anwendung bestverfügbarer Technologien zur Emissionsminimierung in Luft und Wasser werden mittels einer Brikettieranlage anfallende Filterstäube und sonstige eisenhältige Produktionsrückstände für eine vollständige Rückführung in den Prozess aufbereitet („Zero-Waste“-Produktion mit maximaler Rohstoffeffizienz).
Zahlreiche umweltwirksame Maßnahmen mit ähnlichen Zielsetzungen wurden auch in anderen Divisionen umgesetzt: So hat die Special Steel Division neben laufenden Prozessoptimierungen eine Reihe von Projekten zur Verbesserung der Energieeffizienz (etwa zur Verringerung des Erdgasverbrauchs) und zur Verringerung von Luftemissionen realisiert, so etwa die Inbetriebnahme einer neuer Brennanlage am Standort Kapfenberg, Österreich, im Elektrostahlwerk in Wetzlar, Deutschland, wurde eine neue Entstaubungsanlage installiert.
Im Zuge der Neuplanung des Drahtwalzwerks der Metal Engineering Division am österreichischen Standort Donawitz kamen umfangreiche Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs zur Umsetzung: So wurde für die neue Walzstraße eine Kühlung der Elektrogebäude und Transformatorräume mit einer noch energieeffizienteren Kombination aus Kühlwasser-, Freecooling und Kompressionskühlung installiert. Eine substanzielle Energieeinsparung wird künftig auch in der Stahlproduktion am Standort Donawitz durch ein neu entwickelten Kühlsystem im Bereich des Hubbalkenofens erzielt; mittels integrierten Wärmetauscherkonzepts wird über den Sekundärkreislauf gleichzeitig auch die Beheizung von Werkstätten und Büroräumen ermöglicht.
In der Metal Forming Division wurden am österreichischen Standort Kematen drei Brikettierpressen in Betrieb genommen, die es ermöglichen, den anfallenden Schleifstaub als wertvollen Rohstoff wiederzuverwenden.
Aktuelle umweltpolitische Themen
Globaler Klimaschutz
Ende 2015 hat sich die internationale Staatengemeinschaft in Paris auf ein neues UN-Weltklimaabkommen verständigt, welches das bisherig geltende „Kyoto-Protokoll“ ablösen soll. Eine abschließende Bewertung, wie weit dies tatsächlich der Fall sein wird, kann derzeit allerdings noch nicht erfolgen. Zwar wurde damit ein erster Schritt zu einem weltweiten Klimaschutzrahmen unter Einbeziehung aller Treibhausgasemittenten geschaffen; ob es sich jedoch, wie nicht zuletzt von der europäischen Industrie erhofft, tatsächlich um ein für alle Staaten gleichermaßen verbindliches und vergleichbares Abkommen mit fairen Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer handelt, ist aufgrund bisher fehlender Konkretisierung wesentlicher Eckpfeiler und ausstehender Ratifizierung derzeit noch ungewiss.
Europäische Ebene
In der Europäischen Union wurde der Prozess zur Ratifizierung des Weltklimaabkommens (die sowohl nach Unionsrecht als auch auf nationaler Ebene durch die Mitgliedsstaaten erfolgen muss) im März 2016 formell begonnen. Die Klimaschutzverpflichtung der EU ist dabei identisch mit den bereits bekannten „2030-Zielen“ (CO2-Verringerung um 40 % gegenüber 1990).
Die Rahmenstrategie für die konkrete Umsetzung dieses ambitionierten Programms bildet die EU-„Energieunion“, welche die wesentlichen Aspekte der Energie-, Klima-, Wettbewerbs- und Innovationspolitik vernetzen und koordinieren soll. Die EU-Kommission plant bis zum Frühjahr 2017 konkrete Vorschläge für die rechtliche Umsetzung dieses Pakets vorzulegen.
Zum geplanten EU-Emissionshandelssystem für die Handelsperiode 2021 bis 2030 liegt bereits seit Sommer 2015 ein erster Kommissionsentwurf vor. Dieser stellt sich aus voestalpine-Sicht allerdings insofern kritisch dar, als er eine weitere Verringerung der Gesamtzertifikatemenge und eine erneute markante Absenkung von Benchmarkwerten für die Gratiszuteilung vorsieht. Die politischen Verhandlungen zur Reform und zur Positionierung Österreichs im EU-Rat sind derzeit auf breiter Ebene im Gang. Aus voestalpine-Sicht gilt es dabei unverändert, die bisherigen Schlüsselforderungen – nämlich 100 % kostenlose Zuteilung für „Best Performers“ auf Basis realer Produktions- und technisch realistischer Benchmarkwerte sowie einen insgesamt adäquaten Carbon-Leakage-Schutz – zu berücksichtigen.
Seite teilen