Da 2015/16 eine Reihe zukunftsweisender Großvorhaben entweder abgeschlossen wurden oder sich in der finalen Umsetzungsphase befanden, erreichte das Investitionsvolumen des voestalpine-Konzerns im abgelaufenen Geschäftsjahr einen neuen Höhepunkt. Im Vorjahresvergleich lagen die Investitionen 2015/16 mit 1.310,9 Mio. EUR um 11,3 % über dem Wert von 2014/15 (1.177,8 Mio. EUR), wobei die Steel Division durch die Errichtung der Direktreduktionsanlage in Texas, USA, die sich aktuell vor dem Beginn des Inbetriebnahmeprozesses befindet und die bisher größte Auslandsinvestition des Konzerns darstellt, die höchste Kapitalallokation beanspruchte.
Neben der Investition in Texas (siehe Kapitel „Direktreduktionsanlage in Texas, USA“) setzte die Steel Division im Geschäftsjahr 2015/16 an ihrem Produktionsstandort in Linz, Österreich, noch eine Reihe weiterer wesentlicher Vorhaben um, wodurch sich ihr Investitionsaufwand gegenüber dem Vorjahr um 22,9 % von 570,6 Mio. EUR auf 701,1 Mio. EUR erhöhte. Die Einzelprojekte betrafen sowohl notwendige Erhaltungsmaßnahmen als auch Investitionen zur weiteren Optimierung der technologischen Position bzw. des Produktportfolios. Schwerpunkt im Bereich der Erhaltungsaktivitäten war die planmäßige Großreparatur des Hochofens 5, der ab Mitte Juni 2015 neu zugestellt wurde und nach viereinhalb Monaten mit Ende Oktober den Betrieb wieder aufgenommen hat. Im Geschäftsjahr 2016/17 wird die Großreparatur des zweiten der beiden kleineren Hochöfen (Hochofen 6) erfolgen, die sich vom Umfang und der Dauer her in einer ähnlichen Dimension wie jene im abgelaufenen Jahr bewegen wird. Im Rahmen der Umsetzung des Investitionsprojekts Sekundärmetallurgieanlage 4 wurden im Herbst 2015 zuerst ein neuer Pfannenofen und in der Folge eine weitere Vakuumanlage in Betrieb genommen, womit die Gesamtanlage seit Anfang Jänner 2016 in vollem Umfang zur Verfügung steht. Komplettiert wird der Technologieausbau im Stahlwerk am Standort Linz mit der Investition in eine neue Stranggießanlage („CC8“), für die im vergangenen Juli der Spatenstich erfolgte. Mit Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres konnten die entsprechenden Massivbauarbeiten bereits weitgehend abgeschlossen werden. Mit der voraussichtlichen Inbetriebnahme der neuen Anlage im Herbst 2017 wird in Kombination mit der Sekundärmetallurgieanlage 4 die Kapazität von vakuumbehandeltem Stahl insgesamt mehr als 4,5 Mio. Tonnen bzw. über 80 % der gesamten Stahlerzeugungskapazität erreichen. Auch im Geschäftsbereich Grobblech wurde mit dem von Mitte Oktober bis Mitte November 2015 erfolgten Austausch des kompletten Quarto-Großgerüstes eine zukunftsweisende Neuinvestition realisiert, wobei es sich beim neuen Walzgerüst überwiegend um eine Eigenentwicklung handelt.
Die Special Steel Division hat im Geschäftsjahr 2015/16 ihre Investitionen im Vorjahresvergleich um 14,1 % von 159,3 Mio. EUR auf 181,7 Mio. EUR gesteigert. Bereits zu Beginn des Geschäftsjahres wurde am Standort Hagfors, Schweden, eine zusätzliche Elektroschlacke-Umschmelzanlage in Betrieb genommen, um der steigenden Nachfrage nach Premium-Werkzeugstählen vor allem in Asien nachkommen zu können. Der überwiegende Teil der divisionalen Investitionsprojekte war jedoch auf die Umsetzung der aktuellen Schlüsselstrategie der Special Steel Division, den massiven Ausbau des Serviceangebots, ausgerichtet. So wurden im Geschäftsbereich Value Added Services die Standorte Kattowitz, Polen, sowie Shanghai, China, und Cleveland, USA, stark vergrößert, die Investitionsschwerpunkte lagen dabei im Ausbau der Wärmebehandlungs- und Bearbeitungskapazitäten. Einen zusätzlichen Fokus bildete das Ausrollen der „Eifeler-Beschichtungskompetenz“, indem sowohl in Cleveland als auch in Pune, Indien, jeweils neue Beschichtungszentren errichtet wurden. In Singapur ging im abgelaufenen Geschäftsjahr ein neuer Stützpunkt mit dem Fokus Öl- und Gasindustrie in Betrieb. Mit der Gründung eines Zentrums für die additive Fertigung von Bauteilen (3-D-Drucken) in Düsseldorf wurde technologisches Neuland betreten. Dabei handelt es sich um eine Technologie, die – wenngleich begrifflich durchaus bereits geläufig – erst am Anfang der breiten Markteintrittsphase steht. Ein wichtiger Pfeiler dabei ist das metallurgische Know-how der Division zur Produktion von hochwertigem Metallpulver.
Die Investitionsaufwendungen der Metal Engineering Division reduzierten sich im 12-Monats-Vergleich um 5,8 % von 269,0 Mio. EUR im Vorjahr auf zuletzt 253,3 Mio. EUR. Alle in jüngster Zeit wichtigen Investitionsvorhaben der Division wurden entweder bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr erfolgreich abgeschlossen oder befinden sich derzeit in der Hochlaufphase. So ging im Jänner 2016 der neue Hubbalkenofen, Herzstück des Schienenwalzwerkes, nach nur 19-monatiger Bauzeit in Betrieb. Mit dieser weltweit einzigartigen Hightechanlage kann nicht nur der Energieverbrauch deutlich gesenkt, sondern auch in engeren Profiltoleranzen produziert werden. Im März 2016 wurde in Suzhou, China, eine neue Fertigungsanlage eröffnet, die hochqualitative Drahtlösungen für anspruchsvolle Kundenanwendungen bietet; im Einzelnen handelt es sich dabei um zwei Ziehanlagen für Kaltstauchdrähte. Das sowohl unter strategischen Gesichtspunkten als auch vom Investitionsvolumen her aktuell bedeutendste Vorhaben der Division bildet die Errichtung eines neuen, technologisch extrem anspruchsvollen Drahtwalzwerkes (einschließlich Hubbalkenofen) in Donawitz, Österreich. Die Anlage, die sich derzeit in der Hochlaufphase befindet, wird nach erfolgreich absolvierter Homologisierungsphase das bisherige, aus den 1980er-Jahren stammende Drahtwalzwerk ersetzen. Im Geschäftsbereich Seamless Tubes wurden erhebliche Investitionen für den qualitativen Ausbau und die Erweiterung des Produktportfolios getätigt.
Auch die Investitionstätigkeit der Metal Forming Division stellte sich im Geschäftsjahr 2015/16 mit einer Verringerung um 1,4 % von 169,8 Mio. EUR auf 167,5 Mio. EUR leicht rückläufig dar. Bei den im Zuge der umfassenden Erweiterungs- und Internationalisierungsstrategie getätigten Investitionen lag der Fokus primär im Bereich presshärtender Stähle („phs ultraform“) auf Basis neuer Technologie. So wurde im Herbst 2015 in Shenyang, China, die erste derartige Fertigungsanlage außerhalb Europas eröffnet. In Cartersville, USA, befindet sich eine solche Anlage derzeit in der Inbetriebnahmephase, womit dem Geschäftsbereich Automotive Body Parts dann bereits insgesamt acht „phs“-Linien zur indirekten Warmumformung in Europa, den USA und China zur Verfügung stehen werden. Im Bereich der direkten Warmumformung auf Basis „phs“-Technologie konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr mit dem Start der Errichtung einer Pilotanlage in Schwäbisch Gmünd, Deutschland, ein weiterer zukunftsweisender Schritt gesetzt werden. Diese erste „phs“-Linie für den direkten Prozess wird im Juli 2016 ihren Betrieb aufnehmen. Am 2. Juli 2015 erfolgte der Spatenstich für das zweite Werk der voestalpine Europlatinen GmbH in Linz, Österreich, da das bisherige Werk bereits seit Längerem an seine Kapazitätsgrenzen stößt. Nach weniger als einem Jahr Bauzeit – und damit früher als geplant – hat das neue Werk die Produktion lasergeschweißter Platinen, eines Produkts, das voll dem Leichtbautrend der Automobilindustrie entspricht, jüngst aufgenommen.
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