Umweltaufwendungen
Im Geschäftsjahr 2012/13 beliefen sich die Umweltaufwendungen des voestalpine-Konzerns1 auf insgesamt 240 Mio. EUR und blieben damit auf dem hohen Niveau des Vorjahres (244 Mio. EUR). Im Einzelnen entfielen rund 27 Mio. EUR (2011/12: 32 Mio. EUR) auf umweltrelevante Investitionen und 213 Mio. EUR (2011/12: 212 Mio. EUR) auf laufende Betriebsaufwendungen für Umweltanlagen.
Schwerpunkte der Umweltmaßnahmen
Die teilweise bereits in den vorangegangenen Aktionärsbriefen ausführlich dargestellten Schwerpunkte der Aktivitäten lagen auch im Geschäftsjahr 2012/13 in den Bereichen Energie- und Rohstoffeffizienz, Luft- und Wasserreinhaltung sowie Abfallvermeidung und -wiederverwertung.
So wurde am Standort Linz der Steel Division ein zusätzlicher Tiegelgasgasometer in Betrieb genommen, mit dem das im Wege des LD-Verfahrens im Stahlwerk anfallende Tiegelgas optimal genutzt und die Abfackelverluste minimiert werden können. Im Bereich der Luftreinhaltung fand darüber hinaus Ende 2012 die Inbetriebnahme der ersten DeNOX-Anlage in Europa zur Entstickung der Sinterabgase statt. Diese wegweisende Anlage ermöglicht künftig eine weitere Reduktion der NOx-Emissionen um ca. 400 t/Jahr.
Darüber hinaus bildet am Standort Linz die im Oktober 2012 begonnene Sanierung der Altlast Kokerei einen langfristigen Sanierungsschwerpunkt. Die Erneuerung des aufgrund der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg stark kontaminierten Untergrundes erfolgt in Teilschritten und wird sich aufgrund der Dimensionen des betroffenen Areals über eine Dauer von mindestens zehn Jahren erstrecken.
Zur Steigerung der Energieeffizienz in der Special Steel Division wurde an acht Produktionsstandorten eine Ist-Datenerhebung durchgeführt, darüber hinaus kam es zu einer Festlegung von Energie-KPIs (Key Performance Indicators). Durch die Umsetzung konkreter Maßnahmen soll eine nachhaltige Steigerung der Energieeffizienz und damit eine jährliche Einsparung im Ausmaß von bis zu 4 Mio. EUR erzielt werden. Die bereits realisierten Projekte betreffen vor allem die verbesserte Wärmedämmung von Gebäuden, zahlreiche Prozessoptimierungen und die Brennstoffumstellung von Öl auf Flüssigerdgas am schwedischen Standort Hagfors.
Die Umweltvorhaben an einer Reihe von österreichischen und internationalen Standorten der Metal Engineering Division waren insbesondere auf die weitere Optimierung der Wasserwirtschaft und der Energieeffizienz über alle Prozessschritte (einschließlich zusätzlicher Wärmedämmungs- und Wärmerückgewinnungsmaßnahmen) ausgerichtet. Ähnliches gilt für die Metal Forming Division, die darüber hinaus in einer Vielzahl von Gesellschaften vor allem in die Verringerung von Produktionsabfällen bzw. deren verbesserte Wiedernutzung als wertvolle Rohstoffe investierte und damit die Ressourceneffizienz in der Produktion erheblich verbessern konnte.
Die ambitionierten Umweltbemühungen des voestalpine-Konzerns werden seit vielen Jahren mit nationalen und internationalen Auszeichnungen honoriert. So erhielt die voestalpine Schienen GmbH im Juni 2012 den EMAS-Preis für das „Beste Umweltteam“ als Anerkennung für das besondere gemeinsame Engagement von Führungskräften und Mitarbeitern bei der Verbesserung der betrieblichen Umweltauswirkungen.
Umweltpolitische Themen
EU 2050-Fahrpläne
Die EU-Kommission hatte im Jahr 2011 eine Reihe von Mitteilungen in Form von sogenannten „2050-Roadmaps“ zu den Themenbereichen Klimapolitik, Energie und Ressourceneffizienz veröffentlicht und mit demselben Zeithorizont auch ein Weißbuch zum Themenbereich Verkehr. Diese Fahrpläne der Kommission wurden zwischenzeitlich auch sowohl vom Europäischen Parlament als auch dem Rat behandelt. Während das EU-Parlament sich zu allen vier Mitteilungen auf eine Resolution einigen konnte, war dies dem Rat nur für die Ressourceneffizienz-Roadmap möglich. Damit liegt der Kommission ein eindeutiger Umsetzungsauftrag nur in diesem Bereich vor, d. h. die Umsetzungsaktivitäten der Kommission sind derzeit auf den Bereich Ressourceneffizienz beschränkt.
Im Bereich Klimapolitik betreibt die EU-Kommission forciert die Weiterentwicklung der Emissionshandelsrichtlinie, etwa durch Vorschläge zur Änderung des Auktionskalenders („Backloading“), um damit die Zertifikatspreise im Wege dirigistischer Maßnahmen zu erhöhen. Um trotz des fehlenden vollständigen Arbeitsauftrages des Rates die strategische Entwicklung der Klimapolitik voranzutreiben, hat die Kommission im März 2013 eine öffentliche Befragung über die Klimapolitik bis 2030 gestartet.
CO2-Emissionshandel
Der Entwurf der für Österreich geltenden Zuteilungsmengen wurde national zwar bereits am 5. März 2012 veröffentlicht und der EU-Kommission zugestellt, allerdings haben andere Mitgliedstaaten ihre Unterlagen erst später übermittelt, sodass die Prüfung dieser Vorschläge derzeit noch andauert. Da erst nach Abschluss aller Prüfungen der sektorübergreifende Korrekturfaktor CSCF (Cross-Sectoral Correction-Factor) zum Abgleich der Zuteilungen mit dem EU-weiten Cap durch die EU-Kommission festgelegt werden kann, können auch die länderweisen Zuteilungen erst nach Abschluss der Prüfung aller Daten finalisiert werden. Aussagen zur konkreten CO2-Kostenbelastung der nächsten Jahre sind damit derzeit noch nicht möglich.
Einen wichtigen Schwerpunkt bildet derzeit in diesem Zusammenhang die Erstellung einer „Low Carbon Steel Roadmap“ durch den europäischen Stahlverband EUROFER. Darin werden Konkretisierungen zu den EU-Roadmaps und die technisch tatsächlich möglichen Potenziale der europäischen Stahlindustrie zur Reduktion von CO2-Emissionen sowie deren Wirtschaftlichkeit dargestellt. Potenziale zeichnen sich insbesondere in der optimierten Nutzung der vorhandenen Schrottmengen, der laufenden technologischen Weiterentwicklungen der Anlagen sowie – allerdings nur langfristig – auch durch sogenannte „Break-Through“-Technologien wie den teilweisen Ersatz der konventionellen Hochofenroute durch DRI/EAF-Stahlerzeugung, d. h. über die Direktreduktion von Eisenerz und die Weiterverarbeitung auf Elektroofenbasis, ab.
Life Cycle Assessment
Life Cycle Assessment (LCA) ist eine systematische Analyse der Umweltauswirkungen von Produkten über deren gesamten Lebenszyklus. Sie gewinnt nicht zuletzt auch auf Kundenseite zunehmend an Bedeutung. Im voestalpine-Konzern wurde zu diesem Themenbereich eine konzernweite Arbeitsgruppe (unter Einbeziehung von Einkauf, Verkauf, Marketing, Produktion, Forschung und dem Umweltbereich) eingerichtet. Neben der Beobachtung von Entwicklungen nimmt dieser Kreis die Koordination der verschiedenen LCA-Aktivitäten, wie etwa das Datenmanagement und die aktive Beteiligung im Rahmmen von Interessenvertretungen der Branche wie EUROFER und World Steel Association, wahr.
Industrieemissionsrichtlinie
Die Neufassung der Industrieemissionsrichtlinie (IE-RL) 2010/75/ EU ist Anfang 2011 als Ersatz für die IVU-Richtlinie (Richtlinie über die integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung) in Kraft getreten. Sie soll die europaweite Vereinheitlichung der anlagenbezogenen Grenzwerte und Maßnahmen für bestimmte industrielle Tätigkeiten gewährleisten. Derzeit erfolgt die nationale Umsetzung in den jeweiligen Materienrechten wie etwa Abfallwirtschaftsgesetz, Gewerbeordnung und Wasserrechtsgesetz.
Im voestalpine-Konzern werden derzeit die entsprechenden Betriebsanlagen in Bezug auf einen etwaigen Anpassungsbedarf überprüft, um die aus diesen europäischen Reglementierungen notwendigen Maßnahmen und Änderungen zeitgerecht planen und umsetzen zu können. Zur Gewährleistung einer ökoeffizienten Implementierung der Vorgaben der Industrieemissionsrichtlinie auf nationaler Ebene ist der Konzern auch im laufenden innerösterreichischen Umsetzungsprozess aktiv eingebunden.