Verabschiedung der langfristigen Konzernstrategie
Der voestalpine-Konzern hat bereits ab dem Börsengang 1995, insbesondere aber seit der strategischen Neuausrichtung im Geschäftsjahr 2001/02, konsequent den Weg des wertsteigernden Wachstums beschritten. Mit dieser ausschließlich „high tech/high quality“- und nicht an Umsatz und Menge orientierten Strategie nimmt die Unternehmensgruppe heute sowohl in Bezug auf die Profitabilität als auch qualitativ und technologisch in ihren Kernsegmenten eine führende Position in Europa ein und ist darüber hinaus in wesentlichen Geschäftsbereichen Weltmarktführer.
Diesen Anspruch gilt es, insbesondere vor dem Hintergrund eines sich permanent – und das immer schneller – ändernden globalen makroökonomischen Umfeldes, auch langfristig nicht nur abzusichern, sondern auch auszubauen.
Im Dezember 2012 hat daher der Aufsichtsrat der voestalpine AG – nach einem intensiven und detaillierten zwölfmonatigen Diskussionsprozess mit dem Vorstand – die Grundzüge der Konzernstrategie 2020 genehmigt, die folgende Prämissen und Zielsetzungen beinhaltet:
- Der voestalpine-Konzern setzt den Weg des wertsteigernden Wachstums langfristig konsequent fort.
- Der Wachstumsfokus liegt dabei auf den Branchen Mobilität und Energie, geografisch vor allem auf den Wachstumsmärkten außerhalb Europas. In Europa steht die Festigung der Markt-, Qualitäts- und Technologieführerschaft in den Kernsegmenten im Vordergrund.
- Der weitere Ausbau des bereits heute dominierenden Verarbeitungsanteils – und damit der forcierte Wandel vom Stahlunternehmen zum Technologie- und Industriegüterkonzern – wird konsequent vorangetrieben.
- In den technologisch anspruchsvollsten Markt- und Produktsegmenten Mobilität und Energie strebt der Konzern in den von ihm bearbeiteten Bereichen eine global führende Position an.
- Gleichzeitig wird damit die nachhaltige Absicherung der Ergebnisführerschaft angestrebt.
Unter der Voraussetzung eines sich mittelfristig wieder stabilisierenden globalen Konjunkturumfeldes beträgt der Zielumsatz für das Geschäftsjahr 2020/21 20 Mrd. EUR, als EBITDA- bzw. EBIT-Marge werden 14 % bzw. 9 % und als Return on capital employed (ROCE) 15 % im langfristigen Durchschnitt angestrebt.
Um diese quantitativen Zielsetzungen zu realisieren, geht es in der langfristigen Ausrichtung vor allem um den konsequenten Ausbau des qualitativen Führungsanspruchs in den Kernsegmenten des Konzerns.
- Seit dem IPO 1995 wurde das Umsatzvolumen außerhalb Europas von damals gerade einmal 6 % auf aktuell 23 % kontinuierlich ausgebaut. Langfristig wird das Ziel verfolgt, ein ausgeglichenes Umsatzverhältnis zwischen Europa und der übrigen Welt zu erreichen, wobei für das Geschäftsjahr 2020/21 40 % des Umsatzes auf Märkte außerhalb Europas entfallen sollen. Europa stellt dabei weiterhin den Ausgangspunkt für Innovationen dar, wird aber im Unterschied zu Asien und den beiden Amerika kein primärer Wachstumstreiber mehr sein.
- Seit 1995 erhöhte sich der Anteil der aus Konzernsicht zentralen Wachstumsbranchen Mobilität (Automobil, Bahn, Luftfahrt) und Energie von 32 % des Konzernumsatzes auf mittlerweile 60 %. 2020/21 soll der konzernale Umsatzanteil dieser beiden Bereiche bei rund 70 % liegen.
- Ähnlich auffällig stellt sich in den vergangenen Jahren die Entwicklung der „klassischen“, zyklischen Stahl- versus die vergleichsweise stabileren Verarbeitungsaktivitäten dar: Seit 2001/02 wurde der „Stahlanteil“ von 55 % auf nur noch 29 % des Konzernumsatzes verringert; er soll bis 2020/21 weiter auf etwa 25 % reduziert werden. Ein völliger Ausstieg aus der Stahlproduktion war zwar ebenfalls Gegenstand der Strategiediskussion, wurde aber verworfen, da eine Abgabe der hoch qualitativen eigenen Stahlbasis eine massive Schwächung der auf dem eigenen Werkstoff-Know-how aufbauenden Downstreambereiche nach sich ziehen würde.
Mit der Umsetzung der Strategie 2020 wird der voestalpine-Konzern auch in einem noch mehr als bisher permanenten Veränderungen unterliegenden globalen Umfeld ein innovativer und verlässlicher Partner seiner Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre sein.
Schließung TSTG Schienen Technik GmbH & Co KG
Nach dem Vorstandsbeschluss vom März 2012, die Schienenproduktion der TSTG Schienen Technik GmbH & Co KG in Duisburg zu schließen, wurden die in der Folge geführten Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich und Sozialplan für die verbleibenden rund 350 Mitarbeiter am 16. Mai 2013 erfolgreich zum Abschluss gebracht. Die Schließung wird nach Abarbeitung noch verbliebener Aufträge planmäßig gegen Ende des Kalenderjahres 2013 erfolgen (zur bilanziellen Rückstellung siehe Abschnitt „Kartellverfahren Bahnoberbaumaterial“).
Straffung der Konzernstruktur
Die vormals eigenständigen Divisionen Profilform und Automotive wurden zu Beginn des Geschäftsjahres 2012/13 zusammengeführt und bilden seither gemeinsam die Metal Forming Division.
Die Gesamtkompetenzen des Konzerns werden damit erstmals in vier ähnlich großen Divisionen gebündelt.
Nach dem ersten Jahr der neuen Division stellt sich ihre Bilanz durchwegs positiv dar. Die umfangreichen Globalisierungsschritte der Geschäftsbereiche Tubes & Sections bzw. Automotive Body Parts, getragen von Aufträgen renommierter Unternehmen, laufen sowohl terminlich als auch kostenmäßig exakt nach Plan. Die neue Division kann durch die gemeinsam stärkere globale Präsenz ihre Marktposition effizienter und zielorientierter ausbauen. Insgesamt investiert sie derzeit rund 120 Mio. EUR in den Aufbau oder Ausbau von Produktionsstandorten in Deutschland, Rumänien, den USA, China, Südafrika und Brasilien.
Zu den wirtschaftlichen Eckdaten der Metal Forming Division wird auf das Kapitel „Divisionsberichte“ verwiesen.
Kartellverfahren Bahnoberbaumaterial
Im Kartellverfahren betreffend Eisenbahn-Oberbaumaterial hat das deutsche Bundeskartellamt Anfang Juli 2012 Bußgelder in Höhe von insgesamt 124,5 Mio. EUR gegen vier Hersteller und Lieferanten von Schienen wegen wettbewerbswidriger Absprachen zu Lasten der Deutschen Bahn AG verhängt. Davon entfielen 8,5 Mio. EUR auf Gesellschaften des voestalpine-Konzerns. Dieses Ergebnis hat den angestrebten Kronzeugenstatus für den weitaus überwiegenden Teil des Verfahrens bestätigt, das vergleichsweise geringe Bußgeld betrifft lediglich Randbereiche. Damit ist dieses Verfahren zum Hauptkomplex Deutsche Bahn abgeschlossen. In weiterer Folge wird das Bundeskartellamt Lieferungen von Bahnoberbaumaterial an regionale und lokale Nachfrager untersuchen. Wann mit einer Entscheidung in diesen weiteren Sachverhaltskomplexen zu rechnen ist, ist aus heutiger Sicht nicht abschätzbar.
Nach intensiven Verhandlungen ist es Ende April 2013 gelungen, eine Einigung mit der Deutschen Bahn in Bezug auf Schadenersatzleistungen für direkte Lieferungen im Rahmen des Schienenkartells zu erzielen (wobei bezüglich des konkreten Betrages Stillschweigen vereinbart wurde). Damit ist ein erster, vom Umfang her großer Teilkomplex des Kartellverfahrens für die voestalpine AG abgeschlossen. Darüber hinaus sollte hierdurch auch die Basis für eine langfristig tragfähige weitere Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn wiederhergestellt sein.
Die für den Themenkomplex Kartellverfahren sowie für die Schließung der TSTG Schienen Technik GmbH & Co KG im Jahresabschluss 2011/12 gebildete Rückstellung in Höhe von insgesamt 205,0 Mio. EUR wurde entsprechend der aktuellen Einschätzung auf 204,4 Mio. EUR angepasst und wird als angemessen erachtet.