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Wirtschaftliches Umfeld und Geschäftsverlauf

Gesamtwirtschaftlich war die 1. Hälfte des Geschäftsjahres 2019/20 weiterhin von Unsicherheit geprägt. Aktuelle Auslöser wie globale Handelskonflikte und der Brexit mit seinen Auswirkungen insbesondere in Europa tangierten zunehmend die Realwirtschaft. Die Bereitschaft zu Investitionen hat de facto weltweit nachgelassen, wie diverse Vorlaufindikatoren bereits deutlich machen. Bislang robust zeigen sich eher regional orientierte Servicesektoren sowie das Konsumentenverhalten. Jedoch sind erste Anzeichen von negativen Kollateraleffekten auch auf diese Sektoren festzustellen.

Europa

In Europa konnte die Wirtschaft gegen Ende der Berichtsperiode immer noch ein leichtes Wachstum ausweisen. Allerdings hat sich der Abstand zwischen der erzeugenden Industrie sowie dem weiterhin gut laufenden Servicesektor seit Beginn des Geschäftsjahres deutlich erhöht. Die nach wie vor gute Beschäftigungslage sowie die hohe private Kaufkraft halten den Servicesektor expansiv, wenngleich sich auch hier die Dynamik zuletzt etwas verlangsamt hat.

Die exportorientierte europäische Industrie leidet hingegen zunehmend unter den globalen Handelshemmnissen sowie den allgemein abnehmenden Investitionen. Sie musste seit Beginn des Geschäftsjahres negative Zuwachsraten hinnehmen. Besonders betroffen zeigt sich Deutschland, das zusätzlich auch mit der Abschwächung der Automobilkonjunktur konfrontiert ist.

Die Europäische Zentralbank hat mit fiskalischen Stimulierungsmaßnahmen reagiert und die Zinsen weiter gesenkt sowie das Asset-Kaufprogramm (Quantitative Easing – kurz QE) wieder aufgenommen.

Die Entwicklung der voestalpine, die gut zwei Drittel ihres Umsatzes in Europa generiert, ist naturgemäß von diesen Entwicklungen belastet. Die verringerte Nachfrage aus der Automobilindustrie, reduzierte Investitionen und die Abschwächung der erzeugenden Industrie generell wirken sich breit auf die Divisionen der voestalpine aus. Positiv hervorzuheben sind der Bereich Eisenbahninfrastruktur sowie die Luftfahrtindustrie, die sich im 1. Halbjahr 2019/20 der negativen Dynamik entziehen konnten. Der Stahlbereich hingegen ist neben schwächerer Nachfrage aus den einzelnen Marktsegmenten zusätzlich durch hohe Stahlimporte nach Europa sowie hohe Rohstoffkosten in der Berichtsperiode betroffen.

Nordamerika/USA

In Nordamerika blieb das Wirtschaftswachstum in den ersten beiden Quartalen des Geschäftsjahres 2019/20 intakt, wenngleich sich auch hier die Zuwachsraten zuletzt etwas abgeschwächt haben. Während das Konsumverhalten ungebrochen positiv zum Wachstum beitrug, entwickelten sich gegen Ende des Halbjahres 2019/20 Investitionen sowie der Wohnungsbau erstmals seit Jahren rückläufig. Neben der globalen Konjunkturabschwächung bremsen auch hier die zunehmenden Unsicherheiten und abnehmende Unternehmensgewinne die Investitionen.

Wie in Europa schaffen der Bereich der Eisenbahninfrastruktur sowie die Luftfahrtindustrie ungebrochen positive Nachfrage nach Produkten des voestalpine-Konzerns. Auf die rückläufige Nachfrage aus dem Öl- und Gasbereich hingegen musste mit einer Anpassung der Produktion reagiert werden. Insgesamt ist der US-amerikanische Markt durch die Section 232-Importbeschränkungen für die voestalpine wirtschaftlich schwierig geworden.

Südamerika/Brasilien

Während die brasilianische Wirtschaft zu Beginn des Geschäftsjahres noch etwas zulegen konnte, verflachte sich die Dynamik über den Sommer wieder. Die zuvor durch fiskalische Maßnahmen angekurbelte Investitionstätigkeit verlangsamte sich genauso wie die Industrieproduktion. Die Exporte konnten zwar insgesamt etwas zulegen, blieben aber nicht zuletzt aufgrund der Entwicklung Argentiniens auf niedrigem Niveau. Die Produktion des wichtigsten Exportgutes Eisenerz konnte nach dem fatalen Dammbruch zu Beginn 2019 wieder auf Normalniveau etwas gesteigert werden.

Die brasilianischen Standorte des voestalpine-Konzerns hatten in diesem moderaten wirtschaftlichen Umfeld eine insgesamt solide Entwicklung vorzuweisen.

Asien/China

Der Handelskonflikt mit den USA hat das wirtschaftliche Umfeld in China deutlich gebremst. Neben rückläufigen Exporten war auch der inländische Konsum betroffen. Wie bereits in der Vergangenheit hat die chinesische Zentralregierung mit einer Reihe von wachstumsstimulierenden Maßnahmen reagiert. Die daran geknüpften positiven Erwartungen wurden im bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres allerdings noch nicht erfüllt. So blieb der chinesische Konsum weiterhin schwach und auch der deutliche Rückgang im Automobilgeschäft konnte noch nicht aufgefangen werden. Die staatlich gesteuerten Infrastruktur- und Immobilienprojekte führten in weiterer Folge zu einer deutlichen Ausweitung der Stahlproduktion in China. Der mit Abstand weltgrößte Stahlproduzent der Welt löste damit ein deutliches Anziehen der Rohstoffpreise aus, allen voran Eisenerz.

Im Bereich der Eisenbahninfrastruktur konnten die chinesischen Niederlassungen des voestalpine-Konzerns von den Regierungsprogrammen profitieren. Auf Seiten der Konsumgüter sowie der Automobilindustrie litt vor allem das Segment Werkzeugstahl unter der geringen Nachfrage.

In Summe ergab sich für den voestalpine-Konzern eine deutliche Eintrübung des wirtschaftlichen Umfelds, wobei Europa nicht nur das größte Gewicht im regionalen voestalpine-Portfolio einnimmt, sondern auch die insgesamt schwächste Dynamik zeigte. Die europäische Stahlerzeugung war im Berichtsjahr von einer außergewöhnlichen Situation geprägt: Sinkende Nachfrage und hoher Importdruck bei gleichzeitig stark gestiegenen Rohstoffkosten wirkten sich auf die finanziellen Ergebnisse aus.

In diesem durchwachsenen wirtschaftlichen Umfeld zeigte die voestalpine-Strategie ihre Stärken. Dazu zählen der Fokus auf technologisch anspruchsvolle Märkte sowie die Investitionen der letzten Jahre in die Verlängerung der Wertschöpfungskette. Deutlich wird das in den Segmenten Eisenbahninfrastruktur, Luftfahrtindustrie, Lagersysteme sowie in der Schweißtechnik, die im 1. Halbjahr 2019/20 eine gute Entwicklung aufweisen.


Über voestalpine

Die voestalpine ist ein in seinen Geschäftsbereichen weltweit führender Technologiekonzern mit kombinierter Werkstoff- und Verarbeitungskompetenz. Mit ihren qualitativ höchstwertigen Produkt- und Systemlösungen aus Stahl und anderen Metallen zählt sie zu den führenden Partnern der Automobil- und Hausgeräteindustrie sowie der Luftfahrt- und Öl- & Gasindustrie. Die voestalpine ist darüber hinaus Weltmarktführer bei kompletten Bahninfrastruktursystemen sowie bei Werkzeugstahl und Spezialprofilen.

Fakten

50 Länder auf allen fünf Kontinenten
500 Konzerngesellschaften und -standorte
52.000 Mitarbeiter weltweit

Ergebnis GJ 2018/19

€ 13,6 Mrd.

Umsatz

€ 1,6 Mrd.

EBITDA

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