Europa/EU
Die in Europa bereits mit Beginn des Geschäftsjahres 2017/18 zunehmende Wirtschaftsdynamik hat sich seither weiter beschleunigt, wobei dies nicht nur in den Stimmungsindikatoren zum Ausdruck kommt, sondern auch durch die realen Wirtschaftsdaten bestätigt wird.
Maßgeblich unterstützt wird diese positive Entwicklung durch eine forcierte Investitionstätigkeit, vor allem im Bereich der erzeugenden Industrie, wogegen die öffentlichen Investitionen noch Potenzial nach oben haben. Der private Konsum, bisher maßgeblicher Treiber des Wirtschaftswachstums in Europa, verbleibt auf ausgezeichnetem Niveau, in letzter Zeit allerdings mit etwas gedämpften Zuwachsraten. Sich stetig verbessernde Arbeitsmarktdaten mit fallenden Arbeitslosenzahlen und einem Anstieg neu geschaffener Jobs in so gut wie allen EU-Mitgliedsstaaten unterstützen diese Entwicklung genauso wie die Dynamik der weltweiten Konjunktur.
Innerhalb der Europäischen Union beginnt sich die wirtschaftliche Entwicklung der einzelnen Mitgliedsstaaten tendenziell wieder anzunähern, die Vorzeichen sind durchwegs positiv. Die größten Risiken für einen längerfristigen Wirtschaftsaufschwung bilden derzeit schwer abschätzbare politische Entwicklungen (z. B. Brexit, protektionistische und nationalistische Tendenzen in einzelnen Ländern in und außerhalb Europas) sowie die Unsicherheit in Bezug auf die Zukunftsentwicklung der Finanzmärkte.
In einem derzeit aber durch positive Erwartungen geprägten Umfeld entwickelte sich auch die europäische Geschäftstätigkeit des voestalpine-Konzerns im 1. Halbjahr 2017/18 hervorragend. So legte das wichtigste Kundensegment, der sich bereits seit mehreren Jahren sehr gut entwickelnde Automobilbereich, im Jahresverlauf weiter zu und auch die Nachfrage aus dem Konsumgüterbereich verharrte auf hohem Niveau. Die Belebung der Investitionstätigkeit verstärkt die Nachfrage aus dem Bereich Maschinenbau und wirkt sich auch auf den Bausektor positiv aus. Weniger dynamisch als in den vergangenen Jahren entwickelte sich hingegen die Projekttätigkeit im Bereich der Eisenbahninfrastruktur. Unterschiedlich verliefen die Trends im Energiebereich: Während der Öl- und Gassektor auch in Europa nach zwei schwachen Jahren wieder Belebungstendenzen zeigte, verharrte der Kraftwerksbau einmal mehr auf extrem schwachem Niveau.
USA/Nordamerika
In Nordamerika ist der bisherige Verlauf des Geschäftsjahres 2017/18 vor allem in den USA durch erhebliche kurzfristige Volatilitäten geprägt, wenngleich auch hier das Wirtschaftswachstum durch eine zunehmende Investitionsbereitschaft unterstützt wird, was neben der guten globalen Konjunktur auch auf eine verbesserte Inlandsnachfrage zurückzuführen ist. So zeigte insbesondere die Öl- und Gasindustrie in den letzten zwölf Monaten deutliche Erholungstendenzen.
Der private Konsum, die wichtigste Säule in der US-Konjunkturentwicklung der letzten Jahre, blieb unverändert stark, gleichermaßen getragen von soliden Arbeitsmarktdaten sowie hohen Erwartungen an die seit Längerem angekündigte Steuerreform.
Die Wirtschaftstätigkeit in den USA wurde allerdings in den letzten Monaten von den Wirbelstürmen Harvey und Irma negativ beeinflusst. Diese Effekte sollten jedoch auf Basis der vom Senat freigegebenen Hilfs- und Unterstützungsprogramme im Wert von 15 Mrd. USD im weiteren Lauf des Jahres durch positive Effekte aus dem Wiederaufbau und der Wiederbeschaffung von zerstörten Konsumgütern ausgeglichen werden.
Insbesondere die Erholung der Öl- und Gasindustrie im NAFTA-Raum führte für den voestalpine-Konzern in den vergangen Monaten zu positiven Effekten bei Produktion und Ergebnis, wenngleich in diesem Marktsegment trotz starker Mengenentwicklung die Preissituation unbefriedigend blieb. Nach wie vor gut, aber volatiler als in den letzten Jahren entwickelte sich die Luftfahrtindustrie. Während der nordamerikanische Automobilmarkt insgesamt leicht rückläufig, aber immer noch auf hohem Niveau tendiert, ist an den Automotive-Standorten des voestalpine-Konzerns im NAFTA-Raum durch die Fokussierung auf Produktionswerke europäischer Hersteller bislang keine rückläufige Ordertätigkeit feststellbar.
Asien/China
Nach einem recht guten Start in das Jahr 2017 hat die Wirtschaftsentwicklung in China über den Sommer — in hohem Maße geplant und zentral gesteuert — an Momentum verloren. Neben einer bewussten Verringerung der industriellen Aktivitäten vorwiegend aus Umweltschutzgründen hat auch die Dynamik im Konsumbereich etwas nachgelassen. Nicht zuletzt aufgrund von Antidumpingmaßnahmen in anderen Wirtschaftsregionen haben sich auch die chinesischen Exporte in einigen Wirtschaftsbereichen deutlich verringert. Im Gegenzug konnten Importe zulegen, was nicht zuletzt auch auf die Aufwertung der chinesischen Währung gegenüber dem US-Dollar zurückzuführen ist. Insgesamt gesehen wächst die chinesische Wirtschaft aber immer noch auf solidem Niveau.
Für den voestalpine-Konzern hat diese Entwicklung zunächst stärkere indirekte Auswirkungen in Europa als unmittelbar in China selbst. Vor allem im Stahlbereich haben chinesische Hersteller in der Vergangenheit immer wieder mit signifikanten Exportmengen für Preisdruck auf den internationalen Märkten gesorgt, was schließlich zur Einführung von Antidumpingzöllen in den Hauptimportregionen, allen voran den USA, aber in weiterer Folge auch in Europa, geführt hat. Der dadurch reduzierte chinesische Importdruck hat im bisherigen Jahresverlauf zu einer deutlichen Entspannung der Preissituation am europäischen Stahl-Spotmarkt geführt.
Die Marktentwicklung in China selbst hat sich für den voestalpine-Konzern auch in den vergangenen sechs Monaten unverändert positiv dargestellt. Sowohl die Automobilindustrie als auch der Konsumgütersektor, beides wichtige Kundensegmente für eine Reihe von voestalpine-Business Units, haben sich weiter gut entwickelt. Auch der Bereich Eisenbahninfrastruktur zeigte im ersten1. Halbjahr 2017/18 im Gegensatz zu anderen Wirtschaftsregionen in China eine unverändert hohe Dynamik.
Südamerika/Brasilien
Brasilien, die für den voestalpine-Konzern weitaus wichtigste Wirtschaftsregion am südamerikanischen Kontinent, scheint im Verlauf des Jahres 2017 ausgehend von einem etwas erstarkten Inlandskonsum und steigenden Exporten den wirtschaftlichen Turnaround geschafft zu haben, wobei die Entwicklung insgesamt allerdings noch wenig Dynamik zeigt, insbesondere erscheint ein ausreichendes Konsumentenvertrauen noch nicht wiederhergestellt. Auch die anhaltende politische Instabilität, die schwache Finanzlage der öffentlichen Haushalte sowie Unsicherheiten über Reformen wirken sich weiterhin konjunkturdämpfend aus.
Die voestalpine-Standorte in Brasilien reagierten auf den mehrjährigen Abwärtstrend mit massiven Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen sowie in einigen Bereichen auch mit Anpassungen des Produktportfolios. Sie erwiesen sich damit als erstaunlich krisenresistent und profitieren dadurch auch in den letzten Monaten von der leichten Entspannung der Wirtschaftslage.
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