Klima- und Energiepolitik
Der Umweltbereich wird aktuell durch zwei Themenschwerpunkte dominiert: zum einen neue Entwicklungen in der europäischen Klima- und Umweltpolitik und zum anderen die forcierte Befassung mit dem Themenkreis „Life Cycle Assessment“.
Die gegenwärtig vorliegenden Rechtsgrundlagen der Europäischen Union zur Treibhausgas-Reduktion, für erneuerbare Energien und Energieeffizienz gelten im Wesentlichen bis 2020. Mit der Veröffentlichung von „2050-Fahrplänen“ im Jahr 2011 versuchte die Kommission, einen Beschluss zur tiefgreifenden Reduktion des CO2-Ausstoßes in der Europäischen Union bis 2050 zu erreichen. Der Europäische Rat verweigerte jedoch seine Zustimmung, womit bis heute kein entsprechender politischer Auftrag vorliegt. Vor diesem Hintergrund kann die im Jänner 2014 veröffentlichte Mitteilung der Kommission zu einem „2030-Paket“ als Versuch verstanden werden, zunächst als Übergangslösung für einen kürzeren Zeitraum eine Fortschreibung und Intensivierung der Politik zur Umwandlung in eine CO2-arme Wirtschaft zu erwirken.
Wie erwartet enthält die Mitteilung einen Vorschlag zur Beschleunigung der Zielumsetzung mit der Vorgabe einer Reduktion des CO2-Ausstoßes von industriellen Anlagen, die dem Emissionshandelssystem unterliegen, um 43 % bis 2030, gemessen am Status von 2005. Am Ziel einer Erhöhung der CO2-Preise wird darüber hinaus weiterhin festgehalten.
Überraschenderweise enthält die Mitteilung aber auch Vorschläge, das System der kostenfreien Zuteilung, das nach geltendem Recht 2020 auslaufen soll, bis 2030 aufrecht zu erhalten sowie den Anteil an kostenfreien Zertifikaten innerhalb der insgesamt erlaubten Emissionen zu erhöhen. Neben weiteren Vorschlägen beinhaltet das Statement auch die Anerkennung, dass manche prozessbedingten Emissionen nicht weiter reduzierbar sind, wie auch eine Liste von Maßnahmen, um die Energiekosten trotz weiter verschärfter CO2-Reduktionsbestrebungen so gering wie möglich zu halten.
Auch wenn diese Maßnahmen noch präziser formuliert und verstärkt werden müssen, weisen sie doch erstmals darauf hin, dass in der Kommission ein zunehmendes Verständnis dafür erwächst, dass reelle und tiefgehende Emissionsverringerungen die Verfügbarkeit von leistbarer kohlenstoffarmer Energie voraussetzen. Ebenso wird die Rolle der energieintensiven Industrien als Teil der europäischen Wertschöpfungsketten, welche die materielle Grundlage für die Transformation hin zu einer CO2-armen Gesellschaft bereitstellen, anerkannt.
Die voestalpine begrüßt diese Entwicklung und tritt dafür ein, dass zunächst der Europäische Rat und dann das Europäische Parlament diesen Paradigmenwechsel aufgreifen und politisch wie rechtlich verankern.
Life Cycle Assessment
Um den Werkstoff Stahl objektiv und systematisch in Bezug auf Umweltauswirkungen zu bewerten, ist eine Analyse über den gesamten Lebensweg notwendig. Diese Analyse, Life Cycle Assessment (LCA) bzw. Ökobilanz, ist ein wichtiges Werkzeug, um zum einen die Nachhaltigkeitsaspekte von Produkten und Prozessen analysieren zu können und zum anderen Stoffflüsse im Hinblick auf größtmögliche Schonung und Effizienz des Rohstoffeinsatzes zu optimieren.
Die LCA-Schwerpunkte auf europäischer Ebene liegen derzeit in der Erstellung von Produktdeklarationen (EPDs, Environmental Product Declarations) für Bauprodukte und der Erarbeitung ökologischer „Footprints“ für Produkte und Prozesse. Der europäische Stahlverband EUROFER versucht bei der Erstellung der EPDs einen einheitlichen Ansatz für alle Stahlprodukte zu entwickeln. Ziel ist eine fachlich korrekte und einheitliche Darstellung des Werkstoffes Stahl, um eine objektive Vergleichbarkeit der Produkte für die Kunden zu gewährleisten.
Die voestalpine nimmt darüber hinaus an internationalen Arbeitsgruppen und Forschungsprojekten zu den Themenkomplexen Ressourceneffizienz, Werkstoffvergleiche und Optimierung von Stoffflüssen teil. Im Vordergrund stehen dabei ein objektiver, datenbasierter Ansatz zur Produktbewertung und die Vermeidung einer verzerrenden Darstellung zum Recycling des Werkstoffes Stahl.