Wirtschaftliches Umfeld und Geschäftsverlauf

      EUROPA

      Das 1. Halbjahr 2024/25 brachte in Europa im Wesentlichen eine wirtschaftliche Stagnation mit marginal positiven Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes nahe der Null-Linie. Während zu Beginn des Geschäftsjahres 2024/25 die Sentiment-Indikatoren eine Verbesserung der Wirtschaftsentwicklung erwarten ließen, hat sich die Stimmung im weiteren Verlauf deutlich verschlechtert. Sowohl der private Konsum als auch der Dienstleistungssektor, zwei der Wachstumstreiber im 1. Geschäftsquartal, trübten sich im 2. Quartal ein. Die produzierende Industrie zeigte bereits seit Beginn der Berichtsperiode eine sehr verhaltene Dynamik und schwächte sich fortlaufend ab. Zahlreiche namhafte Industriebetriebe revidierten nach dem Sommer 2024 ihre Erwartungen mit Gewinnwarnungen nach unten. Ankündigungen von Kostensenkungsprogrammen mit groß angelegtem Stellenabbau verschlechterten nicht nur die Stimmung, sondern stellten auch die bisherige Resilienz des Arbeitsmarktes in Frage. In diesem Umfeld fiel die Inflation gegen Ende der Berichtsperiode unter das 2-%-Ziel der europäischen Zentralbank (EZB). Nicht nur aufgrund der deutlich zurückgekommenen Inflation, sondern auch aus Sorge vor einem bevorstehenden starken Wirtschaftsabschwung senkte die EZB die Zinsen im Juni und im September sowie nach der Berichtsperiode im Oktober um jeweils einen viertel Prozentpunkt.

      Global gesehen war Europa im 1. Halbjahr 2024/25 mit Abstand der Markt mit den schwierigsten Bedingungen. Die voestalpine-Strategie der Besetzung anspruchsvoller Nischenmärkte bewies dabei ihre Stärken und unterstützte die Stabilisierung der Ergebnislage des Konzerns. So zeigten beispielsweise die Marktsegmente Eisenbahninfrastruktur, Luftfahrt und Lagertechnik entgegen dem gesamtwirtschaftlichen Trend eine sehr gute Performance über das gesamte 1. Halbjahr 2024/25. In allen übrigen Geschäftsbereichen war aktives Management zur bestmöglichen Bewältigung des Wirtschaftsabschwungs gefragt. Wo Geschäftsbereiche mit strukturellen Veränderungen konfrontiert waren, reagierte das voestalpine-Management mit strukturellen Maßnahmen. So konnten kurz nach Ende der Berichtsperiode die Verhandlungen für den Verkauf von Buderus Edelstahl mit der Vertragsunterzeichnung abgeschlossen werden und auch die Reorganisation des Automotive Components-Geschäfts in Deutschland startete in die Umsetzungsphase. Diese Maßnahmen verbessern die Ertragskraft des Konzerns und verkleinern den Footprint der voestalpine in Europa, wo die Leistungsfähigkeit des Wirtschaftssystems von überbordender Regulatorik zunehmend in Mitleidenschaft gezogen wird.

      USA/NORDAMERIKA

      In Nordamerika blieb das Wirtschaftswachstum im 1. Halbjahr 2024/25 auf Kurs. Anders als in Europa deuteten die Indikatoren zu Beginn des Geschäftsjahres auf eine Abkühlung der Dynamik hin, die im weiteren Verlauf jedoch ausblieb. Die ökonomische Entwicklung verlief im 2. Geschäftsquartal ungebrochen positiv. Der private Konsum blieb auf gutem Niveau und wurde sowohl von der soliden finanziellen Situation der Haushalte als auch von den gestiegenen frei verfügbaren Einkommen gestützt. Die Unternehmensgewinne entwickelten sich ebenso gut und damit in weiterer Folge auch die Beschäftigungssituation und der Arbeitsmarkt.

      Die Inflation verbesserte sich in Richtung des 2-%-Zieles der amerikanischen Zentralbank Fed (Federal Reserve). Vor diesem Hintergrund senkte die Fed im September 2024 die Zinsen im Ausmaß eines halben Prozentpunktes.

      Für die voestalpine stellte sich die Nachfrage im amerikanischen Wirtschaftsraum insgesamt zufriedenstellend dar. Während der private Konsum eine wesentliche Säule des Wachstums im 1. Halbjahr 2024/25 war, verhielt sich der Bedarf aus dem Investitionsgüterbereich etwas zurückhaltender. Investitionen in Öl- und Gasexploration ließen im Verlauf des Berichtszeitraums spürbar nach, wohingegen die Bereiche Eisenbahninfrastruktur und Lagertechnik eine unverändert gute Nachfrage nach voestalpine-Produkten aufwiesen.

      BRASILIEN/SÜDAMERIKA

      Nach den bisher hohen Wachstumsraten bremste sich die wirtschaftliche Dynamik zu Beginn des Geschäftsjahres 2024/25 zwar ein, blieb jedoch über die Berichtsperiode hinweg insgesamt solide. Einer guten Entwicklung im Agrar- und Dienstleistungssektor stand zunächst eine etwas gedämpfte Industrieproduktion gegenüber. Die heftigen Regenfälle und Überflutungen im südlichsten Bundesstaat Brasiliens Rio Grande do Sul führten im 1. Geschäftsquartal zu negativen ökonomischen Effekten. Neben zeitweisen Produktionsstillständen war vor allem die Landwirtschaft in dieser Region schwer getroffen. Im 2. Quartal 2024/25 wurde mit dem Wiederaufbau nach der Zerstörung begonnen.

      Nach Zinssenkungen zu Beginn des aktuellen Geschäftsjahres kam es im 2. Geschäftsquartal wieder zu etwas Aufwärtsdruck in der Inflationsentwicklung Brasiliens, worauf die brasilianische Zentralbank mit einer Zinserhöhung von einem viertel Prozentpunkt reagierte und den Leitzins auf 10,75 % festlegte.

      Die brasilianischen voestalpine-Standorte entwickelten sich in diesem Umfeld sehr solide. Obwohl sich die Nachfragedynamik im 1. Halbjahr 2024/25 in einigen Marktsegmenten ein wenig verlangsamte, konnten die Standorte mit aktivem Kostenmanagement eine insgesamt gute Performance abliefern.

      CHINA/ASIEN

      Die Wirtschaftsentwicklung in China blieb im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25 insgesamt auf Wachstumskurs, stand aber anhaltend im Schatten der ungelösten Probleme im Immobilienbereich. Diese wirkten sich in der Berichtsperiode negativ auf die Stimmung und das private Konsumverhalten aus. Letzteres wurde zusätzlich von der relativ hohen Jugendarbeitslosigkeit sowie generell deflationären Preistendenzen beeinflusst. Auf der anderen Seite lief die Industrieproduktion weiterhin gut. Insbesondere in Hightech-Sektoren konnten deutliche Zuwächse erzielt werden. Nicht zuletzt dieses Segment trieb die insgesamt sehr gute Exportentwicklung Chinas im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25.

      Die chinesische Zentralbank (People’s Bank of China) kündigte Ende September 2024 ein umfangreiches Stimulus-Paket an, um die Wirtschaft zu stützen und den Abwärtstrend im Immobiliensektor zu stoppen.

      Für den voestalpine-Konzern stellte der chinesische Wirtschaftsraum im 1. Halbjahr 2024/25 insgesamt ein gutes Umfeld dar. Die chinesischen voestalpine-Standorte haben praktisch kein Exposure im regionalen Immobilien- und Bausektor, fertigen aber Produkte für den gut laufenden Investitionsgüterbereich.